Wir hatten bereits darüber berichtet, dass Facebook über seinen Like-Button Nutzer sogar dann noch analysieren kann, wenn diese sich bereits bei dem Social-Network-Betreiber ausgeloggt haben. Laut einem Bericht der Financial Times Deutschland vom 1. Oktober 2011 droht Facebook aufgrund dieses Vorwurfs eine Sammelklage in den USA.
Das größte Soziale Netzwerk der Welt wird mit einer Sammelklage von Facebook-Nutzern konfrontiert. Hintergrund sind die von Facebook verwendeten Cookies, die bei dem Besuch von Webseiten bekanntermassen automatisch installiert werden. Facebook hatte sich bislang gegen den Vorwurf, die Daten seiner Mitglieder auch nach deren Logout weiter zu nutzen mit dem Argument zurückgewiesen, man würde die Cookies nach dem Abmelden entfernen.
Jetzt musste das Unternehmen aber einräumen, dass die Cookies die Nutzeraktivitäten sehr wohl auch noch nach dem Logout weiterverfolgen.
Die Argumentation ist laut ftd.de Teil einer Klageschrift, die der Kläger Perrin Aikens Davis aus Illinois bei einem Bundesgericht in San José, Kalifornien, eingereicht hat. Davis beantragte, dass seine Beschwerde als Sammelklage für alle Facebook-Nutzer in den USA anerkannt wird und fordert Schadensersatz sowie ein Verbot der in Streit stehenden Datenerhebung.
Ursprünglich hatte der Blogger Nik Cubrilovic den Betreiber des weltgrößten sozialen Netzwerks schon im Jahr 2010 mit dem Vorwurf der Verfolgung der Nutzeraktivitäten, auch nach dem Logout, konfrontiert. Facebook reagierte darauf seinerzeit nicht, so dass Cubrilovic damit an die Öffentlichkeit ging.
Nun reichte auch das Electronic Privacy Information Center Beschwerde gegen Facebook ein, allerdings nicht bei Gericht, sondern bei der US-Handelsaufsicht Federal Trade Commission (FTC). Damit soll erreicht werden, dass die heimliche Nachverfolgung von Facebook-Nutzern als unfaire Geschäftspraxis gewertet wird. Gleichzeitig soll der neue Facebook-Dienst „Timeline“ geprüft werden.
Facebook wehrt sich nach wie vor gegen alle Vorwürfe. Ein Sprecher von Facebook sagte aber, man werde der Sache nachgehen.
In Deutschland steht Facebook seit langem ebenfalls in der Kritik – der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, kündigt jetzt an, Facebook und Google besser zu regulieren: „Unternehmen, die in Deutschland Geschäfte machen, müssen sich auch an deutsches Recht halten“, sagte Schaar gegenüber den „Stuttgarter Nachrichten“. Er fordert ein Verbot für die Betreiber der sozialen Netzwerke, Persönlichkeitsprofile ohne Einwilligung zu erstellen, denn, so Schaar, der Verbraucher habe heute kaum noch die Kontrolle über sein digitales Leben. „Und diese Firmen“ seien nicht daran interessiert, dass sie sie zurück bekommen. Schaar wirft der Regierung in diesem Zusammenhang zu wenig Aktivität für den Datenschutz in Deutschland vor.
Zumindest über das Datenschutz-Bewußtsein von Unternehmen und Privatanwendern in Deutschland gibt es eine private Studie „Deutschland Deine Daten 2011“ von O&O Software.
Die Studie geht der Frage nach, ob Datenträger von Privatanwendern und Unternehmern sicher gelöscht werden, bevor sie weitergegeben werden. O&O Software hat dafür eine Anzahl von gebrauchten Datenträgern erworben und auf nicht gelöschte Daten untersucht. Auf den Datenträgern fanden sich insgesamt ca. 53.000 Dateien als digitale Fotos sowie 4.500 Dateien im Format Microsoft Word sowie Excel. Zahllose Fotos, private Dokumente, Lebensläufe oder auch Schriftverkehr mit dem jeweiligen Arbeitgeber konnten auf den alten Datenträgern gefunden werden. Die Daten konnten mit frei erhältlicher Software wiederhergestellt werden, die jeder Anwender problemlos einsetzen kann, ohne dafür besondere Hardware oder Spezialkenntnisse über die Software zu benötigen.
Die Computer der meisten Nutzer sind heute voll, vor allem mit privaten Fotos, Lebensläufen, Urkunden. Unbefugte können von solchen alten Datenträgern nicht nur persönliche Daten abgreifen; es kann Schadsoftware in eine E-Mail gepackt werden, deren Absender mit dem Nutzer vertrauten Daten versehen wird. Es kann sogar ermittelt werden, welches Mailprogramm und welche Schutzsoftware der Nutzer verwendet – Lücken können gezielt ausgenutzt werden. Der Nutzer bemerkt die Angriffe entweder garnicht oder erst dann, wenn sein Konto leer geräumt ist.
Mangelnder Datenschutz wegen unachtsamen oder sorglosen Umgangs mit den eigenen Datenträgern kann also schon in den Wohnzimmern und Büros beginnen, da den meisten Nutzern nicht klar ist, dass das Formatieren der Festplatte die dort gespeicherten Daten nicht sicher löschen.
Der sicherste Weg, selbst aktiv für Datensicherheit zu sorgen, wäre in diesem Fall, die gebrauchte Festplatte physikalisch zu zerstören – allerdings ist der auch teuer und mit Aufwand verbunden.
Laut einer Bitkom-Studie ist überraschend vielen Bundesbürgern (jeder siebte) ziemlich gleichgültig, was mit den eigenen Daten geschieht; jedoch sollen mehr als die Hälfte der befragten Bürger ihre persönlichen Daten im Internet für nicht sicher halten, darunter vor allem die jüngeren Surfer.
Und so verlangen sieben von zehn Befragten Bürgern auch strengere Regeln zum Datenschutz.
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