Die Fachkommission Gesundheitspolitik der Heinrich-Böll-Stiftung appelliert in ihrem Gutachten „Wie geht es uns morgen? Wege zu mehr Effizienz, Qualität und Humanität in einem solidarischen Gesundheitswesen“ für eine Rückbesinnung auf Qualität und Durchsichtigkeit im Gesundheitswesen.

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Nach Einschätzung der Experten sind in der heutigen Gesundheitspolitik hauptsächlich wirtschaftliche Faktoren richtungsweisend. Die Qualität unseres Gesundheitssystems und das Wohl der Patienten stehen dahinter zurück. Außerdem führen finanzielle Fehlanreize zu akuten Problemen in unserem Versorgungssystem. So hängt beispielsweise das Einkommen eines Chirurgen von der Anzahl der vorgenommen Operationen ab. Ärzte und Krankenhäuser  werden dazu verleitet, die Zahl ihrer Patienten zu steigern. Das Ergebnis sind zahlreiche unnötige Behandlungen, Leittragende sind die Patienten.

Damit soll künftig Schluss sein. Das Gutachten der Heinrich Böll-Stiftung fordert eine ethische Reform der Vergütungsstrukturen, durch die vor allem der Gesundheitsnutzen für den Patienten sowie die Transparenz und die Qualität des Gesundheitssystems im Vordergrund stehen.

Ein weiterer Missstand unseres Gesundheitssystems, dem man durch eine gesundheitspolitische Reform entgegenwirken sollte sind nach Ansicht der führenden Gesundheitswissenschaftler die mangelhaften Strukturen zur Qualitätsmessung. Diese basieren nämlich auf den eigenen Angaben der Krankenhäuser und seien sehr undurchsichtig. Zur Erhöhung der Qualitätstransparenz wird vorgeschlagen, die Abrechnungsdaten der Krankenkassen zu nutzen, sodass sich die Patienten auf Grund der Qualität und nicht der Preise eines Trägers entscheiden können. Dabei soll den Versicherten ein gesetzlicher Anspruch auf diejenigen Informationen eingeräumt werden, die  für eine qualitätsorientierte Entscheidung notwendig ist. Diese Transparenz könnte zu mehr Wettbewerb und dadurch zu einer besseren Qualität der Gesundheitsversorgung führen.

Außerdem sollen die Patientenvertretungen gestärkt und die regionale Versorgung verbessert werden, um den Patienten ein größeres Mitspracherecht zu gewähren  und auch in ländlichen Gebieten eine gute Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

Das Gutachten der Heinrich-Böll-Stiftung zeigt, dass im deutschen Gesundheitssystem einiges im Argen liegt und dringender Reformbedarf besteht – zum Wohle der Patienten.