Die Signa Holding des Immobilien- und Warenhausinvestors René Benko dreht der Signa Sport United überraschend den Geldhahn zu. Zugesagt waren 150 Millionen Euro, die offenen 143 Millionen Euro werden nun nicht mehr ausgezahlt. Die Auswirkungen machen sich schon wenige Tage, nachdem die Meldung die Runde machte, bemerkbar. In diesem Beitrag informieren wir über den aktuellen Stand und mögliche Auswirkungen.

Vor zwei Jahren ging die Signa Sports United (SSU) an die Börse, bei der die Signa-Gruppe der Hauptaktionär ist. Nun drohen SSU unsichere Zeiten. Die in Berlin ansässige SSU, an der die Familie-Benko-Privatstiftung über mehrere Zwischenfirmen 48 Prozent hält, leidet bereits seit einiger Zeit an Liquiditätsproblemen. Rene Benkos Signa Holding hatte daher erst im Juni eine Kapitalspritze von 150 Millionen Euro zugesagt. 

Möglicherweise sagt der Name Signa Holding, wie auch die Tochter-Gesellschaft SSU, nicht jedem Verbraucher etwas. Die SSU ist Teil des durchaus verschachtelten Firmenimperium des Immobilieninvestors und Miteigentümers der Globus-Warenhauskette, René Benko. Der SSU gehören insgesamt über 80 Onlineshops an, die vielen ein Begriff sein dürften. Hierzu zählen Shops wie Fahrrad.de, Bikester, Brügelmann, Probikeshop, Campz, Addnature, Tennis-Point, Tennis Pro, Tennis Express, WiggleCRC, Nukeproof, Vitus oder auch Stylefile.

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Wir sind bekannt aus

Die SSU gab vor kurzem bekannt, dass die Signa Holding aus dem Firmenimperium des österreichischen Investors René Benko ihren „Equity Commitment Letter“ gekündigt habe. Dieser Rückzug der Signa Holding hat es in sich: Gemäß der rechtlich bindenden und schriftlichen Zusage aus Juni dieses Jahres hatte sich die Muttergesellschaft bereit erklärt, der SSU zusätzliche Liquidität in Höhe der erwähnten 150 Millionen Euro bereitzustellen.

Die zusätzliche Liquidität sollte für den Zeitraum bis September 2025 zur Verfügung gestellt werden. Ende September wurde die bedingungslose Kapitalzusage noch durch eine Zusatzvereinbarung ergänzt. So sollte der operativen Finanzierungsbedarf von SSU gedeckt und die Fortführung des Unternehmens sichergestellt werden. Von den 150 Millionen Euro hat die SSU bereits 7 Millionen Euro in Anspruch genommen haben, 143 Millionen Euro sind also noch nicht abgerufen worden.  Die SSU sieht den Zahlungsstopp als ungerechtfertigt an und prüft derzeit Optionen, ob man juristisch gegen den Zahlungsstopp vorgehen wird.

Drohende Insolvenzen z.B. bei der Internetstore GmbH (u.a. fahrrad.de)

Erst im Dezember 2021 hatte die SSU ihre Aktien an der New Yorker Börse kotieren lassen. Damals lag der Unternehmenswert bei über 3 Milliarden Dollar. Doch schon länger ist die Lage bei Signa Sports schwierig, da sich Verluste schnell anhäuften. Immer wieder musste Signa daher frisches Geld nachschießen oder zusagen. Anfang Oktober wurde bekannt, dass der Online-Sporthändler von der Börse genommen werden soll. Inzwischen beträgt der Aktienkurs des einstigen Milliardenunternehmens nur noch nur noch wenige Cent.

Für Außenstehende erfolgte die Kündigung der Finanzzusage nun völlig überraschend, schließlich wurde die Vereinbarung erst im September noch ergänzt, eine Durchfinanzierung war bis 2025 gesichert war.

Der Rückzug macht sich jedoch nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch für die einzelnen Online-Plattformen schnell bemerkbar. Denn die Internetstores GmbH mit Hauptsitz in Stuttgart, die zu SSU gehört, hat offenbar in einem Schreiben an Geschäftspartner bereits angekündigt, einen Insolvenzantrag zu stellen, insbesondere einen Antrag auf Eigenverwaltung. Die Internetstores GmbH betreibt 40 Onlineshops in 15 Ländern, unter anderem Fahrrad.de. In dem möglicherweise geleakten Schreiben, dessen Echtheit jedoch noch nicht bestätigt wurde, hat die Interstores GmbH angekündigt, keine neuen Liefertermine vergeben und keine Neuware annehmen zu können.

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Achtung bei Retouren! Schon jetzt spürbare Auswirkungen

Die Auswirkungen für die einzelnen Onlineshops machen sich teilweise schon jetzt bemerkbar. So findet sich beispielsweise auf Fahrrad.de ein Hinweis, dass aktuell keine Retourenabwicklung für Kunden möglich sei. Auch auf Tennis-Point, die eigentlich mit einem „100-Tage-Geld-Zurück-Versprechen“ werben, findet sich auf der Startseite der Hinweis, dass die Retouren aktuell nicht abgewickelt werden können. Zahlreiche Kunden dürften in den kommenden Wochen daher Probleme bekommen. Ob das Vorgehen rechtlich haltbar ist, darf zumindest bezweifelt werden.

Insgesamt gehören 80 Onlineshops im Bereich Fahrrad, Outdoor und Tennis zu SSU. Im Jahr 2022 soll SSU einen Jahresumsatz von über eine Milliarde Euro – bei zugleich 567 Mio. Euro Verlust – verzeichnet haben. Beim Verlust stammen allein 244 Mio. vom britischen Sportartikelhändler Wiggle.com. Wie genau sich die Lage entwickelt, ist noch nicht abzuschätzen. Auch kann noch nicht prognostiziert werden, wie groß die Auswirkungen für die einzelnen Onlineshops wirklich sind. Hier müssen wir nun die weitere Entwicklung abwarten.