Einfach mal seinen Gedanken freien Lauf lassen und einen Jodel, also einen anonymen Post, in die Welt setzen! Ein Ausdrucksmittel, auf das insbesondere Studenten schon seit fast zehn Jahren gerne zurückgreifen. Doch scheinbar soll es in einem Support-Tool der beliebten App einen Datenschutzvorfall gegeben haben. Einige Jodel-Nutzer haben zuletzt vermehrt Spam-Mails erhalten. Ist Jodel doch nicht so anonym, wie es immer schien?
Bei Jodel soll es einen Datenschutzvorfall gegeben haben. Verschiedene User berichten, dass sie Spam-Emails erhalten – und das teilweise wohl für Mail-Adressen, die ausschließlich für Jodel genutzt werden.
Die 2014 von The Jodel Venture GmbH gegründete Social-Media-Plattform war ursprünglich als Plattform für Studenten gedacht. Mittlerweile nutzen junge Erwachsene aller Berufsgruppen die App mit Sitz in Berlin. Jodel ermöglicht es den Nutzern, anonym kurze Textnachrichten, „Jodel“ genannt, zu veröffentlichen. Andere Nutzer konnten diese Beiträge dann lesen und darauf reagieren. Die Besonderheit von Jodel liegt darin, dass die Beiträge nur in einem Umkreis von wenigen Kilometern verfügbar sind. Ein Frankfurter kann also in Frankfurt keine Beiträge aus Berlin lesen.
Besonders wichtig an Jodel ist die Anonymität. Bei Jodel ist jeder Nutzer nur eine Nummer. Wer einen Beitrag erstellt, ist der „OJ“ – der „Original Jodler“. Wer als Erster kommentiert, ist „1“, wer danach kommentiert „2“ und so weiter. So können sich beispielsweise Jura-Studenten auf einem „Jura-Channel“ anonym darüber austauschen, wie ihre Strafrechtsprüfung im Examen lief. Es gibt keinen Nutzernamen in der App, anders also als beispielsweise auf Reddit.
Nur Kundensupport betroffen
Die Jodel Venture GmbH hat bestätigt, dass sie derzeit einen Datenschutzvorfall untersuchen. Dieser Vorfall betreffe jedoch lediglich den technisch getrennten Kundensupport bzw. das von einem Drittanbieter, Zendesk, genutzte Tool. Jodel geht davon aus, dass in diesem Zusammenhang nur die E-Mail-Adressen von Nutzern betroffen sind, die innerhalb der letzten Monate Kontakt mit dem Kundensupport hatten. Das Unternehmen hat zusammen mit Zendesk und externen Datenschutzexperten eine umfassende Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. Jodel beabsichtigt, betroffene Nutzer so schnell wie möglich über den Datenschutzvorfall zu informieren.
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Ist Jodel doch nicht so anonym?
Dadurch, dass Jodel Anonymität gewährt, geben Nutzer nicht selten sehr private Informationen frei und fragen bei vielen privaten und intimen Angelegenheiten anonym nach Rat. Von den laut Unternehmen aktuell rund zwei Millionen aktiven Nutzern wird wohl ein Großteil Jodel eben wegen dieser gewährten Anonymität nutzen – für Jodel wird nicht einmal ein Nutzerprofil benötigt. Laut der Analyse einer Stichprobe von etwa 38.000 Jodel-Nachrichten gelang es einem Forscherteam aus Passau dennoch, den Standort der Absender in 96 Prozent der Fälle mit einer Genauigkeit von zehn Metern zu ermitteln.
In seiner Datenschutzerklärung gibt Jodel an, Daten wie E-Mail-Adressen ohne ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weiterzugeben. Personenbezogene Daten würden jedoch „in Fällen offengelegt, in denen eine solche Offenlegung gesetzlich vorgeschrieben ist“. So gab der Betreiber der Jodel-App im November 2017 nach einer Amokdrohung in der Universität Trier Koordinaten und IP-Adresse des verantwortlichen Jodlers heraus, sodass es gelang den Studenten zu identifizieren.
Was Nutzer tun sollten
Dar Datenschutzvorfall wird derzeit untersucht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in dieser Hinsicht entwickelt. Zur konkreten Tragweite des Vorfalls ist nichts bekannt. Jodel hat sich nicht dazu geäußert, wie viele Nutzer möglicherweise betroffen sind. Nutzern, die in letzter Zeit den Jodel-Support kontaktiert haben, sollten deshalb vorsichtig beim Öffnen von verdächtig-wirkenden E-Mails sein.
agü