Erst bei den jüngsten Ereignissen in Lybien wurde das Programm von ARD und ZDF erneut als unzureichende Krisenberichterstattung kritisiert. Die Süddeutsche Zeitung bemängelte in einem Bericht, dass das deutsche Publikum für umfassende Informationen auf ausländische Sender angewiesen sei. Yvette Gerner, Chefin vom Dienst beim ZDF, sagte zu sueddeutsche.de: „Wir sind kein Nachrichtenkanal.“
Nach Ansicht der Süddeutschen Zeitung seien – vor allem in Hinblick auf die Diskussion über die Relevanz der GEZ-Gebühren – die Entscheidungen von ARD und ZDF nicht nachvollziehbar. So heißt es in dem Bericht: „Warum nutzen die ohnehin in die Kritik geratenen Öffentlich-Rechtlichen also nicht die Gunst der Stunde und überzeugen die Zuschauer von ihrer Qualität? Damit hätten sie auch in der leidigen Debatte um die Rundfunkgebühren ein gutes Argument auf ihrer Seite: Seht her, die Gelder sind gut investiert, denn wenn die Welt in Bewegung gerät, sind wir dabei.“
Beermann: Verflachung und Verspartung
Nun meldet sich auch der CDU-Politiker Johannes Beermann zu Wort, der sich ebenfalls fragt, ob die Rundfunkgebühren in angemessener Weise verwendet werden. Nach seiner Meinung sollten sich ARD und ZDF in Bezug auf Qualität und Unterscheidbarkeit eher an der BBC orientieren.
Vor allem die „zunehmende Verflachung und Verspartung“ der Programme von ARD und ZDF und die immer fortschreitende Auslagerung anspruchsvoller Themen liegen im Fokus von Beermanns Kritik. „Sendeplätze für qualifizierte Dokumentationen sind inzwischen rar wie Trüffel geworden“, so Beermann in der Dienstagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Desweiteren sagte Beermann gegenüber der FAZ: „Heute bestimmen Polittalks das Bild, in denen es schon aufgrund der bloßen Zahl der Diskutanten oft gar nicht möglich ist, sich vernünftig mit einem Thema auseinanderzusetzen. Manchmal gewinnt man sogar den Eindruck, eine sachliche Debatte sei gar nicht gewollt. Hier muss sich etwas ändern.“
Beermann, der auch der Vorsitzende der Arbeitsgruppe der Ministerpräsidenten zur Reform des Programmauftrags der Rundfunkanstalten ist, sieht die Legitimationsgrundlage der Öffentlich-Rechtlichen schwinden: „Warum soll die Öffentlichkeit mit mehr als acht Milliarden Euro im Jahr eine Veranstaltung finanzieren, die immer weniger von der kommerziellen Konkurrenz zu unterscheiden ist?“
Gerade private Fernsehveranstalter kritisieren immer häufiger, dass die Öffentlich-Rechtlichen für amerikanische Kaufserien und Sportrechte Preise zahlten, die die Privaten nicht zahlen könnten. Beermann dazu: „Ist Spitzenfußball, der mit dreistelligen Millionenbeträgen eingekauft wird, wirklich ein ‚Muss‘ für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?“