Verbrauchergruppen prangern manipulative Ausgabetaktiken in Videospielen an und warnen vor hohen Kosten durch In-Game-Käufe. Besonders Kinder sind hier erfahrungsgemäß gefährdet. Im Fokus der Kritik stehen Branchenführer wie Epic Games, Electronic Arts und Roblox.

WDR Aktuelle Stunde: Rechtsanwalt und Partner Jeremy Gartner zum Thema: Hohe Kosten durch In-Game-Käufe (Beitrag ab Minute 15:44)

In einer neuen Beschwerde kritisieren europäische Verbraucherschützer die zunehmend irreführenden Ausgabetaktiken in Videospielen. BEUC, ein Zusammenschluss europäischer Verbraucherschutzorganisationen, reichte zusammen mit 22 Mitgliedsorganisationen aus 17 Ländern eine Beschwerde bei der EU ein, um gegen die unlauteren Praktiken führender Videospielunternehmen wie Epic Games, Electronic Arts und Roblox vorzugehen. Diese Unternehmen stehen hinter populären Spielen wie Fortnite, EA Sports FC 24, Minecraft und Clash of Clans und nutzen sogenannte Premium-Ingame-Währungen, um die Ausgaben der Spieler zu maximieren.

Besonders problematisch sei, so der Vorwurf, dass Verbraucher oft nicht erkennen könnten, wie viel sie tatsächlich ausgeben, da die Preise für In-Game-Käufe nicht in realen Währungen wie Euro angezeigt würden. Stattdessen würden die Spieleentwickler virtuelle Währungen wie „gems“ oder „coins“ nutzen, die zunächst mit echtem Geld gekauft werden müssten. Diese Währungen würden oft in Paketen verkauft, sodass es für die Verbraucher schwer nachvollziehbar sei, wie viel sie tatsächlich für ein bestimmtes Feature oder einen Gegenstand ausgeben. So könne es vorkommen, dass ein Spieler 5000 gems für 20 € kauft, aber ein Ingame-Artikel 850 gems kostet, was den Bezug zu realem Geld verschleiere und schnell zu übermäßigen Ausgaben führe.

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Kinder besonders anfällig für In-App-Kostenfallen

Verbraucherschützer fordern daher, dass In-Game-Käufe klar in realer Währung angezeigt werden sollen, um Verbrauchern, insbesondere Kindern, eine transparente Preisgestaltung zu ermöglichen. Kinder seien besonders anfällig für diese Taktiken, da sie oft nicht die notwendige finanzielle Bildung besitzen, um die echten Kosten zu verstehen. Laut Daten der BEUC geben Kinder in Europa im Durchschnitt 39 € pro Monat für In-Game-Käufe aus. In Deutschland wurden im letzten Jahr allein durch In-Game- und In-App-Käufe 4,7 Milliarden Euro umgesetzt.

Für Kinder ist es besonders schwer, den finanziellen Überblick zu behalten, da viele Spiele gezielt darauf ausgelegt sind, Spieler dazu zu bringen, Geld auszugeben. Einige Spiele sind ohne In-Game-Käufe gar nicht mehr vollständig durchspielbar, und der soziale Druck, mit Freunden mithalten zu wollen, verstärkt den Anreiz zum Geldausgeben.

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie in unserem ausführlichen Beitrag unter In Game-Käufe durch Kinder – Wann haften die Eltern?

Klare Forderungen gestellt

Um Kinder vor diesen manipulativen Praktiken zu schützen, empfehlen die Verbraucherschützer daher verschiedene Maßnahmen. Eltern sollten sicherstellen, dass In-Game-Käufe auf den Smartphones ihrer Kinder durch Passwörter oder biometrische Merkmale wie Fingerabdrücke abgesichert seien. Bei iOS-Geräten gäbe es zudem die Möglichkeit, In-App-Käufe komplett zu deaktivieren. Eine weitere sinnvolle Maßnahme sei es, keine unbegrenzten Zahlungsmittel auf den Geräten von Kindern zu hinterlegen, sondern ihnen stattdessen Prepaid-Karten aus dem Supermarkt zu geben, damit sie den Umgang mit Geld lernen.

Die Forderungen der Verbraucherschützer an die EU gehen jedoch noch weiter. Neben der klaren Darstellung von Kosten in realer Währung wird auch eine Altersverifikation sowie ein Ausgabenlimit vorgeschlagen, um den Kinder- und Jugendschutz im digitalen Raum zu verbessern. Denn auch die virtuelle Welt der Videospiele müsse sich an die Regeln der realen Welt halten. Regulierungsbehörden müssen handeln und klarstellen, dass auch die virtuelle Spielewelt den Regeln der realen Welt folgen muss.

Die Einnahmen aus In-Game-Käufen, die im Jahr 2020 weltweit über 50 Milliarden US-Dollar betrugen, zeigen, wie weit verbreitet und lukrativ diese Praktiken geworden sind. Verbraucherschützer fordern deshalb strengere Vorschriften und eine bessere Durchsetzung des EU-Verbraucherschutzrechts, um sicherzustellen, dass Spieler, insbesondere Kinder, vor irreführenden und unfairen Geschäftspraktiken geschützt werden.

Nun ist die EU gefragt. Wir werden berichten, wenn sich in Sachen „In-App-Kauf“ etwas bewegt. Ebenso wichtig ist derzeit dei Diskussion um Lootboxen und die Frage, ob dies Glücksspiel ist. Nähere Infos dazu erfahren Sie in unserem Beitrag „Glücksspielrecht bei Games beachten“.