Bei einer Podiumsdiskussion der Deutschen Akademie für Fernsehen in Köln gab es drei wesentliche Forderungen der Teilnehmer: Mehr Vertrauen in die Intelligenz der Zuschauer, mehr Respekt vor der Arbeit der Fernsehschaffenden, mehr Transparenz in der Auftragsvergabe der Sender.
Der Kabarettist Wilfried Schmickler, der Drehbuchautor Prof. Dr. Fred Breinersdorfer, der Regisseur Carlo Rola, die Schauspielerin Julia Beerhold sowie die Produzenten Stefan Raiser und Gerhard Schmidt diskutierten über die Lage der Fernsehwelt.
Gagen sinken, Output steigt
Vor allem die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen wurde beanstandet: „Die Gagen sinken, während der Output steigt. Viele Schauspieler im Mittelfeld können von ihrem Beruf nicht mehr leben“, so Schauspielerin Julia Beerhold.
Der von der KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs) auf ARD und ZDF ausgeübte Druck zur Sparpolitik zwecks Vermeidung von Gebührenerhöhungen sei schuld an dieser Situation. Diese führe allein unter Berücksichtigung des Inflationsausgleichs zu einer realen kontinuierlichen Kostensenkung, so die Pressemeldung der Deutschen Akademie für Fernsehen. Bei den Privatsendern befinde man sich ebenfalls noch auf Sparkurs, auch wenn nach der Werbeeinnahmenkrise 2008/2009 die Werbeeinnahmen wieder steigen.
Problematisch sei ebenfalls, daß die Öffentlich-Rechtlichen eher in der externen Programmherstellung als bei der eigenen Verwaltung sparen würden. Auch das steigende Programmvolumen bei immer weniger Redakteuren sei eine beunruhigende Entwicklung. Zudem seien immer mehr kreative Entscheidungen (wie z. B. die Auswahl der Darsteller) von der künstlerischen Instanz (wie z. B. des Regisseurs) auf die Redaktionen übertragen worden.
„Aufgrund der den Markt weitgehend beherrschenden Produktionstöchter von ARD und ZDF“ so Drehbuchautor Fred Breinersdorfer „gibt es keinen echten Wettbewerb mehr. Der Markt wird von Kartellen beherrscht. Die Macht der Redaktionen ähnelt einem spätfeudalistischem System, in dem sich Hoheiten, Hofschranzen und auch Hofnarren tummeln.“
Die in der letzten Zeit sich häufenden Korruptionsskandale, aber auch die Debatten über unlauteres Product-Placement waren ebenfalls Thema. Produzent Stefan Raiser: „Wenn wir so wirtschaften würden wie einige Sender und Tochtergesellschaften, wären wir längst pleite.“
Mehr Transparenz beim Umgang mit Gebührengeldern
Im Bereich der Auftragsproduktion forderten Gerhard Schmidt (Produzent) und Fred Breinersdorfer mehr Transparenz beim Umgang mit Gebührengeldern: „Was haben die Sender zu verbergen? Warum darf die Öffentlichkeit nicht erfahren, welche Programme von welchen Produktionsfirmen zu welchen Bedingungen hergestellt werden?“ Im eigenen Interesse sollten die Sender den Misswirtschaftsvorwürfen mit Transparenz begegnen, so die Meldung weiter.
Der immer offensivere Kampf um die Quote, selbst zwischen ARD und ZDF, war ebenfalls ein Kritikpunkt der Runde. Dies sei nicht nur gegen das Interesse des Zuschauers und Gebührenzahlers, sondern durch Gegenprogrammierungen würden sich anspruchsvollere Programmpunkte zunehmend in die späten Abendstunden verschieben. Innerhalb der Redaktionen sei die Quote, und nicht die Qualität oberster Erfolgsmaßstab, so eine interne Umfrage.
Akademievorstand und Schauspieler Michael Brandner kündigte weitere Verhandlungen mit Politikern aller Parteien in Berlin und Brüssel, sowie Gespräche mit Vertretern der KEF an, um die Qualität der Fernsehprogramme und die Arbeitsbedingungen aller Fernsehschaffenden nachhaltig auf ein zufrieden stellendes Niveau zu heben, so die Meldung weiter.