Das Berliner Galeristen-Ehepaar König will die Verbreitung des Romans „Innerstädtischer Tod“ verbieten lassen, der im Luchterhand Verlag erschienen ist. Das LG Hamburg wies den Antrag jedoch zurück.
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Das Berliner Galeristen-Ehepaar Johann und Lena König wollte die Verbreitung des Romans „Innerstädtischer Tod“ von Autor Christoph Peters untersagen lassen. Es sah sich durch die Darstellung der Romanfiguren in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und beantragte beim Landgericht (LG) Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen den Verlag.
Der Roman darf aber weiter erscheinen. Das hat das LG Hamburg nun entschieden und den entsprechenden Antrag des Galeristen-Ehepaars ohne mündliche Verhandlung zurückgewiesen. Damit scheiterten sie mit ihrem Versuch, dem Luchterhand Literaturverlag eine Verbreitung des Buchs oder einzelner Passagen daraus einstweilen zu untersagen.
Galeristen-Ehepaar sieht Persönlichkeitsrecht verletzt
Der Roman spielt im Jahr 2022 in Berlin und beschreibt das Leben eines Nachwuchskünstlers, der sich Hoffnungen auf eine Ausstellung in einer renommierten Galerie macht. Die Hauptfigur, ein Galerist, hat dabei einen zweifelhaften Ruf. Der Autor hat seinem ersten Kapitel den Hinweis „Dieses Buch ist ein Roman“ vorangestellt. Als literarisches Werk knüpft es in vielen Passagen an reales Geschehen und an Personen der Zeitgeschichte an. König und seine Frau Lena haben durch den Roman jedoch ihre Persönlichkeitsrechte verletzt gesehen.
Das Ehepaar argumentierte, dass die Romanfiguren Konrad und Eva-Kristin Raspe deutlich erkennbar ihnen nachempfunden seien. So seien zahlreiche Übereinstimmungen zwischen Buch und Realität gegeben, sogar Details wie beispielsweise, dass die Galerie im Roman in einer früheren Kirche untergebracht ist. Auch die Galerie von Johann König ist in einer ehemaligen katholischen Kirche in Berlin beheimatet.
Der Verlag betonte hingegen, dass es sich um ein fiktives Werk handle und kein Persönlichkeitsrecht verletzt werde.
Das LG Hamburg wies nun den Antrag auf eine einstweilige Verfügung des Galeristen-Ehepaars ohne mündliche Verhandlung zurück.
Kunstfreiheit hat Vorrang
Das LG Hamburg kam zu dem Schluss, dass zwischen dem Galeristen-Ehepaar und den Romanfiguren durchaus gewisse Übereinstimmungen bestünden. Es sah jedoch keine Verletzung des Persönlichkeitsrechts, da die Abwägung zwischen den Rechten des Ehepaars und der Kunstfreiheit zugunsten des Verlags ausfiel.
Die Darstellung der Figuren sei nicht so eindeutig, dass der durchschnittliche Leser zwingend eine Verbindung zu realen Personen herstellen würde. Zudem habe der Autor dem Buch einen Hinweis vorangestellt, dass es sich um einen Roman handele, der in vielen Passagen an reales Geschehen anknüpfe, aber keine wahren Begebenheiten schildere. Das Werk sei daher nicht mit dem Fall „Esra“ vergleichbar, bei dem das Bundesverfassungsgericht 2007 die Verbreitung eines Romans untersagt hatte (BVerfG, Beschluss vom 13. Juni 2007, Az. 1 BvR 1783/05).
Das LG betonte, dass die Kunstfreiheit grundsätzlich ein hohes Gut sei und nicht allein durch eine mögliche Wiedererkennbarkeit der realen Vorbilder eingeschränkt werden könne. Da zentrale Merkmale wie Alter, Vita und persönliche Eigenschaften der Romanfiguren nicht mit dem Ehepaar König übereinstimmten, sei das Persönlichkeitsrecht nicht verletzt.
Der Verlag könne somit den Roman weiterhin verbreiten. Das Ehepaar König legte bereits Beschwerde gegen die Entscheidung ein.
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