Der WDR erntete für die Ankündigung, während der Fußball-EM 2012 ein digitales Sportradio ausstrahlen zu wollen, viel Kritik. Den ursprünglichen Plänen zufolge wollte man mit „Event. Das ARD Sportradio zur UEFA Euro 2012“ vom 19. Mai bis 8. Juli 2012 täglich 18 Stunden im Digitalradio (DAB+) und im Internet als Livestream auf Sendung gehen. Am Freitag letzter Woche gab der WDR bekannt, auf das Projekt verzichten zu wollen.
Mit dem Verzicht wolle der WDR „die ins Kraut schießenden Spekulationen um angebliche Pläne für ein bundesweites Sportradio der ARD“ beenden, so eine Meldung des WDR. Noch einen Tag zuvor hatte WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz das Projekt verteidigt.
Der Hörfunkbeauftragte der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) Dr. Gerd Bauer hatte die Pläne des WDR als „schwere Belastung für die gemeinsamen Anstrengungen von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk zur Förderung von Digitalradio in Deutschland“ kritisiert. Da das geplante Sportradio „in publizistischer Konkurrenz zu einem wesentlichen Treiber der Markteinführung von Digitalradio auf der Seite des privaten Rundfunks“ stehe, gefährde die „ARD damit die Geschäftsgrundlage nicht nur dieses Veranstalters“, so die Meldung der DLM Ende der letzten Woche.
Bauer appellierte an die Verantwortlichen, „diesen Einstieg in einen Ausstieg aus dem solidarischen Miteinander für eine digitale Zukunft auch des Hörfunks in Deutschland nochmals zu überdenken“, so die Meldung weiter.
„Direkter Angriff auf Privatradios“
Auch der Vizepräsident Radio und Audiodienste des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) Klaus Schunk reagierte empört auf den geplante Testlauf des WDR. „Dieses Programm muss von der Medienpolitik ein klares Spielverbot erhalten. Es ist blanker Zynismus, wenn der WDR dieses Projekt öffentlich als ‚Förderung des Digitalradios‘ deklariert, in internen Papieren aber laut Presseberichten davon spricht, man wolle einem erfolgreichen privaten Radiokanal ‚etwas entgegensetzen'“, so Schunk in einer Pressemeldung des VPRT.
Der WDR hatte angekündigt, das Programm werde „sehr kostengünstig produziert und aus bestehenden Töpfen für das Digitalradio finanziert. Sportnachrichten und einzelne Sendungen werden zum Beispiel aus den Programmen der Landesrundfunkanstalten übernommen“, so die Meldung des WDR vom 11. April 2012. Zudem sollte das Projekt ein Angebot „auf Zeit“ sein, das von der Medienforschung begleitet werden sollte, damit man wisse, was den Hörern „an so einem digitalen Angebot gefällt“, so die Meldung des WDR weiter.
Für Schunk habe das geplante Angebot nichts mit „zeitweiligem Event-Charakter“ und „anlassbezogenen Sondersendungen“ zu tun. Vielmehr sagte er: „In seiner offensichtlichen Intention ist das ARD Sportradio nach seinem mutmaßlich erfolgreich bestandenen Test ein klarer Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag. Wir betrachten dies als einen direkten Angriff nicht nur auf einen Radiosender, sondern auf die Privatradios in Deutschland. Dem muss die Rechtsaufsicht einen unmissverständlichen Riegel vorschieben. Andernfalls stehen Tür und Tor dafür offen, dass die ARD die Digitalisierung zu einer offensiven Wettbewerbsverdrängung der Privatradios in Deutschland auch mit länderübergreifenden, bundesweiten und spartenbezogenen Angeboten nutzt.“