Abmahnung wegen Bootleg
Immer wieder werden Anbieter im Internet wegen des Vertriebs von sogenannten Bootlegs abgemahnt. Der Verstoß hat nicht selten erhebliche Kosten zur Folge. Wir erklären in unserem Beitrag, worum es geht und welche Möglichkeiten Sie haben, wenn Sie wegen eines Verstoßes abgemahnt worden sind.
Auf einen Blick 🔍
- Fristgerecht reagieren: Ignorieren erhöht die Kosten und führt oft zu Gerichtsverfahren.
- Formfehler prüfen: Eine Abmahnung muss gesetzliche Anforderungen erfüllen, sonst ist sie unwirksam.
- Rechtsgrundlage klären: Urheberrechtliche Ausnahmen wie das Zitatrecht oder bestehende Lizenzen können den Vorwurf entkräften.
- Unterlassungserklärung nicht ungeprüft unterschreiben: Sie ist oft umfassender als nötig und bindet zu stark.
Was sind Bootlegs?
Bootlegs sind in der Regel nicht autorisierte Aufnahmen urheberrechtlich geschützter Werke, oft als Konzertmitschnitte, manchmal auch von Studioaufnahmen. Anders als Raubkopien enthalten Bootlegs meist unveröffentlichte Inhalte, die auf offiziellen Alben nicht zu finden sind.
Die Qualität der Bootlegs reicht von einfachen Publikumsmitschnitten bis hin zu professionellen Aufnahmen, die direkt am Mischpult entstanden und teils im Einzelhandel verkauft wurden. Daher ist es für Verbraucher oft schwer erkennbar, ob sie ein offizielles Produkt oder ein Bootleg besitzen.
Der Umgang mit Bootlegs hat sich über die Jahre verändert: Manche Künstler wie Frank Zappa haben ihre Bootlegs selbst veröffentlicht, um dem illegalen Handel zuvorzukommen. Heute bieten einige Bands bekannte Bootlegs kostenlos zum Download an, während andere rechtlich gegen Bootleg-Anbieter vorgehen, um zu verhindern, dass Dritte illegal mit ihrer Musik Geld verdienen.
Warum sind Bootlegs illegal?
Das Urheberrecht schützt das Werk eines Künstlers als geistiges Eigentum und gibt ihm das Recht, darüber zu bestimmen, wer und unter welchen Bedingungen seine Werke verbreiten und verkaufen darf. Wichtige Rechte und Ansprüche sind dabei:
- Vertriebsrecht (§ 17 Abs. 1 UrhG): Der Künstler bestimmt, wer seine Werke als Tonträger verkaufen darf.
- Aufführungsrecht (§ 77 UrhG): Auch Interpreten können verhindern, dass Aufnahmen ihrer Auftritte verbreitet werden.
- Veröffentlichungsrecht (§ 12 Abs. 1 UrhG): Der Urheber entscheidet, ob und wann sein Werk veröffentlicht wird, z.B. bei Studiosessions.
Bei Verstößen, wie dem illegalen Vertrieb eines Bootlegs, stehen dem Rechteinhaber laut § 97 UrhG folgende Ansprüche zu:
- Unterlassungs- und Schadensersatzanspruch bei schuldhaften Verstößen,
- Herausgabe oder Vernichtung der illegalen Tonträger (§ 98 UrhG),
- Strafrechtliche Verfolgung (§ 106 UrhG) mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe, wobei meist eine private Rechtsdurchsetzung durch Abmahnungen erfolgt.
Urheberrechtliche Einschränkungen ermöglichen die private Nutzung von Bootlegs, z.B. das Anhören bereits erworbener CDs, aber nicht den Weiterverkauf, da dieser eine geschützte Nutzungshandlung darstellt und ohne Zustimmung des Urhebers illegal ist.
Was haben Genesis, Phil Collins, Pink Floyd, Iron Maiden, Mötley Crue oder Böhse Onkelz gemeinsam?
Richtig, all diese Bands und Künstler haben Ihre Urheberrechte an Verwertungsgesellschaften abgetreten, die dann über Kanzleien wie z.B. „Sasse und Partner“, Gutsch & Schlegel oder „Zimmermann und Decker“ Abmahnungen versenden.
Diese nicht autorisierten Tonaufnahmen und Mitschnitte, oftmals von Live-Konzerten (sog. Bootlegs), die über eBay und Amazon gehandelt werden, werden weiterhin rigoros verfolgt.
Mein Team und ich haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Betroffene vertreten und stehen Ihnen mit unserer Expertise jederzeit gerne zur Verfügung. Nutzen Sie unsere unverbindliche und kostenfreie Erstberatung.
Christian Solmecke, Rechtsanwalt und Partner bei WBS.LEGAL
Warum darf ich normale CDs weiterverkaufen, Bootlegs aber nicht?
Bei Bootlegs greift der Erschöpfungsgrundsatz nicht, da diese ohne Zustimmung und Vergütung der Rechteinhaber veröffentlicht werden. Normalerweise erlaubt der Erschöpfungsgrundsatz den Weiterverkauf legal erworbener Tonträger, da der Urheber nur einmal vergütet wird. Ein gebrauchter Tonträger kann also grundsätzlich frei verkauft werden – sofern er vom Musiker selbst oder einem berechtigten Vertrieb in Verkehr gebracht wurde. Da dies bei Bootlegs nicht der Fall ist, stellt jeder Verkauf eine Urheberrechtsverletzung dar und kann entsprechend geahndet werden.
Inhalt einer Abmahnung wegen Bootles
Die Abmahnung ist ein wirksames Mittel, um Unterlassungsansprüche durchzusetzen und die Verbreitung von Bootlegs zu stoppen. Sie wird oft von spezialisierten Kanzleien zum Beispiel im Namen von Plattenlabels ausgesprochen. Der Empfänger wird zur Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung aufgefordert, in der er sich verpflichtet, keine Bootlegs mehr anzubieten und im Wiederholungsfall eine Vertragsstrafe zu zahlen.
Zusätzlich werden häufig Abmahnkosten gefordert, da die Abmahnung dem Empfänger die Möglichkeit gibt, den Verstoß ohne Gerichtsverfahren zu beenden. Ein schuldhafter Urheberrechtsverstoß kann zudem Schadensersatz nach sich ziehen, wobei die Schadenshöhe entweder auf Basis einer fiktiven Lizenzsumme, des Verletzergewinns oder des tatsächlichen Schadens berechnet wird. Oftmals wird in der Abmahnung auch eine Auskunft über den Umfang der geschäftlichen Aktivitäten des Abgemahnten verlangt, um die Schadenshöhe festzulegen.
Was kann ich tun?
Ruhe bewahren
Eine Abmahnung wegen eines Bootlegs sollte ernst genommen, aber nicht überstürzt beantwortet werden. Fachliche Unterstützung hilft, die Forderungen realistisch einzuschätzen und rechtlich korrekt zu reagieren.
Ernst nehmen
Die Abmahnung zu ignorieren ist keine Lösung, da Ansprüche bei Bestehen auch gerichtlich durchgesetzt werden können, oft mit deutlich höheren Kosten.
Nicht unterschreiben
Eine geforderte Unterlassungserklärung sollte nicht ungeprüft unterschrieben werden. Ein Anwalt kann die Erklärung modifizieren, sodass nur notwendige Verpflichtungen übernommen werden.
Gut zu wissen: In manchen Fällen kann die Abmahnung als solche schon deswegen unwirksam sein, weil darin die Abgabe einer strafbewehrten
Unterlassungsverpflichtung verlangt wird, die über den Umfang des Verstoßes hinausgeht und dies nicht angegeben wird. Auch zur Überprüfung dieser Kriterien sollte ein Rechtsanwalt hinzu gezogen werden. Dabei muss der Rechtsanwalt insbesondere genau klären, warum die Abmahnung versendet wurde.
Die Kosten einer Abmahnung wegen Bootleg
Die Abmahnkosten, die durch den Rechtsanwalt berechnet werden, richten sich nach dem Streitwert. Dieser spiegelt das wirtschaftliche Interesse der Rechteinhaber wider und liegt oft im vierstelligen Bereich. Grundsätzlich sind diese Kosten vom Abmahnungsempfänger zu tragen.
Allerdings kann der Streitwert gemäß § 97a Abs. 3 UrhG auf 1.000 Euro begrenzt sein, wenn es sich um eine private und erstmalige Urheberrechtsverletzung handelt. Oft wird dabei gestritten, ob ein Bootleg-Anbieter gewerblich oder als Privatperson handelt. Auch der geforderte Schadensersatz ist verhandelbar: Wenn dem Abgemahnten das rechtswidrige Bootleg nicht bekannt war, etwa bei Erbstücken oder einem Kauf im Einzelhandel, kann dies die Schadensersatzpflicht ausschließen.
So kann WBS Ihnen helfen
Unser Team aus Fachanwälte prüft Ihre Abmahnung auf die gesetzlichen Anforderungen, um die Gültigkeit zu bestimmen. So können Sie sichergehen, dass sie richtig reagieren und die Schadensersatzsumme so gering wie möglich ausfällt.
Darum WBS.legal
Erfahrung und Fachkompetenz
Mit über 20 Jahren Erfahrung im Arbeitsrecht bietet WBS.legal tiefgehendes Fachwissen und praxisnahe Lösungen für Ihre arbeitsrechtlichen Anliegen.
Hohe Erfolgschancen
Mit unserer umfassenden Erfahrung und Spezialisierung im Arbeitsrecht erzielen wir regelmäßig erfolgreiche Ergebnisse für unsere Mandanten.
Schnelle Kommunikation
Wir legen großen Wert auf direkte und offene Kommunikation. Sie wissen jederzeit, woran Sie sind, und können sich darauf verlassen, dass wir uns umgehend um Ihre Anliegen kümmern.
Fazit
In der Regel begeht man mit dem Verkauf und dem Angebot von Bootlegs Urheberrechtsverletzung und riskiert somit eine kostspielige Abmahnung. In diesem Fall sollte Sie unter allen Umständen Ruhe behalten und einen Rechtsanwalt zur Schadensbegrenzung zu Rate ziehen.
Ein Rechtsanwalt kann die Ansprüche prüfen und die Belastung auf das Nötige reduzieren – sowohl außergerichtlich als auch vor Gericht. Unsere Kanzlei unterstützt Sie dabei, Ihre Interessen zu schützen.