Spezialisten des LKA Sachsen und der Generalstaatsanwaltschaft Dresden ist ein massiver Schlag gegen ein weltweit bekanntes Netz von Urheberrechtsverletzern gelungen. In sechs Ländern weltweit wurden Geschäftsräume und Rechenzentren durchsucht. Die Beschuldigten sollen die Plattformen town.ag und usenet-town.com betrieben haben.

Am 08.11.2017 fand eine der bis dato größten und umfassendsten Ermittlungsaktionen gegen die Usenet-Szene statt. Spezialisten des LKA Sachsen und der Generalstaatsanwaltschaft Dresden haben gegen 26 Beschuldigte in sechs verschiedenen Ländern Haus- und Geschäftsdurchsuchungen durchgeführt. Dabei wurden in Spanien und in Sachsen zwei deutsche Beschuldigte (31 und 39 Jahre alt) festgenommen.

Den Beschuldigten wird vorgeworfen, über Internetportale (auch Boards genannt) Filme, Serien, Musik etc. illegal im Usenet vertrieben zu haben und somit Urheberrechtsverletzungen begangen zu haben. Betroffen sind unter anderem die Websites, town.ag, usenetrevolution.info und speeduse.net. Diese und weitere Websites sind mittlerweile nicht mehr abrufbar. Die zwischenzeitlich stillgelegte Seite nfo-underground.xxx ist hingegen wieder erreichbar.

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Usenet als anonyme Download-Plattform

Das Usenet ist ein Internet-Netzwerk und eine Alternative zum World Wide Web. Nutzer können Beiträge oder Links an einer Art digitalen Pinnwand weitgehend anonym posten und somit anderen Nutzern zugänglich machen. Auf den Boards werden Links ausgetauscht, die zu den verschiedenen Dateien im Usenet führen. Die Nutzer hatten zuletzt Zugriff auf rund 400.000 bzw. 1.200.000 Titel. Den Urheberrechtsinhabern sollen Schäden von mehreren Millionen Euro entstanden sein.

Für Rechteinhaber ist es vergleichsweise einfach ist, die betroffenen Dateien löschen zu lassen, wenn sie nachweisen, Rechtsinhaber zu sein. Die Nutzer sind nun dazu übergegangen, die Dateinamen unkenntlich zu machen und mit Passwörtern zu verschlüsseln. An diesem Punkt sind die oben genannten Boards wichtig geworden, da über diese (oftmals auch verschlüsselten) Foren Passwörter und Links zu den gewünschten Dateien ausgetauscht werden.

LKA und Generalstaatsanwaltschaft schon in kino.to-Fall involviert gewesen

Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden und das LKA Sachsen, die auch gegen kino.to ermittelt haben, haben nun einen Schlag gegen die Betreiber oben genannter Plattformen durchgeführt. Sie haben in Deutschland, Spanien, Niederlande, San Marino und der Schweiz sowie in Kanada Rechenzentren durchsucht und die Daten der Plattformen gesichert, um den Betreibern Urheberrechtsverletzungen nachzuweisen. Auf den Servern wurden insgesamt über 1.000 Gigabyte Daten gesichert und darüber hinaus zahlreiche Computer und Datenträger sichergestellt.

Keine Konsequenzen für die meisten Nutzer

Die Nutzer der Plattformen selbst dürften wohl meistens keine rechtlichen Konsequenzen fürchten. Anders als bei Streamingplattformen wie kino.to oder anderen greifen die Nutzer hier nicht über den Server der Boards selbst auf die Dateien zu und rufen diese direkt darauf ab, sondern über die allgemeinen Usenet-Rechenzentren. Dies führt dazu, dass die Ermittlungsbehörden wahrscheinlich keine konkreten Rechtsverletzungen der Boardnutzer belegen können. Gegen die Usenet-Rechenzentren richten sich die ersten Ermittlungen nicht. Diese wären die einzige Möglichkeit, die IP-Adressen der Downloadenden zu erlangen. Etwas anders dürfte es jedoch sein, wenn die Nutzer auf einem Board eine regelmäßige Abogebühr für die Nutzung dessen entrichten mussten. In diesen Fällen könnte Ihnen unter Umständen eine Beihilfe zu Urheberrechtsverletzungen angelastet werden, da sie die Plattform und ihre Aktivitäten finanzielle gefördert haben. Die Plattformen ließen sich über Sponsoren ihre Dienste und den Zugang zu den Werken finanzieren und verdienten so Millionen.

Die Infos haben wir von einem Admin der Seiten brothersofusenet und spacecowboys erhalten. Diese waren zwar nicht direkt von den Ermittlungen betroffen, wurden jedoch von den Betreibern vorsichtshalber vom Netz genommen. Mithin wurden die Serverdaten und Festplatten vernichtet, um den Nutzern dieser Plattform auch zukünftig ihre Anonymität zu gewährleisten.

tge