Spielen die Großen des europäischen Vereinsfußballs bald alle gemeinsam in einer Liga? Diese Frage stellt sich schon seit längerer Zeit, denn Funktionäre einiger Top-Clubs in Europa wollen eine eigene Super-League gründen. Die Pläne stoßen bei der UEFA und der FIFA allerdings alles andere als auf offene Arme. Nun kam es zur Konfrontation vor dem EuGH. Stehen der Super League jetzt alle Türen offen?
Die UEFA und FIFA dürfen die Gründung der Super League nicht unterbinden. Das entschied nun der Europäische Gerichtshof (EuGH). Begründet wurde die Entscheidung damit, dass die UEFA und FIFA ihre marktbeherrschende Stellung missbrauchen, indem sie für neue Wettbewerbe ihre Genehmigung voraussetzen. Zudem beschränken diese Regeln den Wettbewerb in der EU (Urt. v. 15.12.2022, Rechtssache C-333/21).
Heißt es zukünftig Samstag um 15:30 Uhr nicht mehr Bayern und Dortmund gegen beispielsweise Augsburg und Frankfurt, sondern eher gegen Real Madrid und Manchester City? Diese Frage stellen sich Fußball-Fans schon seit über zwei Jahren. Denn im April 2021 versuchten die Funktionäre von Spitzenvereinen wie Real Madrid, eine Super League zu gründen. Die Super League ist ein geplanter Wettbewerb für europäische Fußball-Vereinsmannschaften. Im Ursprungsplan war umfasst, dass die Liga aus einer Gruppe von Gründungsteams aus den Top-Ligen Europas besteht. Dabei wurden ursprünglich Vereine wie Real Madrid, große Clubs aus England, aber auch beispielsweise die Mailänder Vereine AC und Inter – und eben auch der FC Bayern und Borussia Dortmund genannt.
Mittlerweile sind die Pläne konkreter: Insgesamt soll es drei Ligen geben und ein Auf- und Abstieg soll möglich sein. Eine Super League würde also nicht nur die beiden größten Deutschen Vereine involvieren.
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Machtmissbrauch durch UEFA und FIFA
Bei der UEFA und FIFA sorgten diese Pläne für Unmut. Die Verbände reagierten mit Drohungen, die Vereine von bestehenden Wettbewerben wie der Champions League oder der Fußballweltmeisterschaft auszuschließen. Spieler, die an der Super League teilnahmen, sollten nicht mehr zu Welt- und Europameisterschaften zugelassen werden. Diese Drohungen führten zum Rückzug vieler Teams, insbesondere aus England, und das Projekt kam vorerst zum Erliegen. Diese Eskalation führte schließlich in der zweiten Instanz zum Europäischen Gerichtshof, wo die Verbände nun eine herbe Niederlage erlitten.
Der EuGH urteilte, dass die Fußballverbände ihre marktbeherrschende Stellung missbrauchen würden, indem sie alternative Wettbewerbe ohne transparente, objektive und verhältnismäßige Regeln blockieren. Zudem würden die Regeln, die FIFA und UEFA die ausschließliche Kontrolle über die kommerzielle Rechteverwertung der Wettbewerbe einräumen, den Wettbewerb in der EU einschränken.
Kann die Super League nun also kommen? Konkret wurde diese Frage nicht beantwortet. Denn interessanterweise stellte das Gericht fest, dass die Wettbewerbseinschränkung durch die großen Verbände nicht zwangsläufig die Genehmigung der Super League bedeute. Eher prangerte der EuGH die unangemessene Monopolstellung von UEFA und FIFA an. Die Entscheidung des EuGH ist nicht unbeachtlich für die beiden Verbände. Sie könnten zukünftig noch gezwungen sein, ihre Statuten zu überarbeiten, um sie an das Kartellrecht anzupassen. Das würde somit weitere potenzielle Türen für neue Wettbewerbe öffnen und könnte für Änderungen im europäischen Fußballsport sorgen.
Neuausrichtung des europäischen Fußballs?
Interessant ist die Reaktion der UEFA, die ankündigte, ihre Regeln zu überarbeiten, um die gerichtlichen Bedenken auszuräumen. Dies deutet auf eine mögliche Neuverteilung der Macht im europäischen Fußball hin. Die Befürworter der Super League sehen in dem Urteil einen großen Sieg und sprechen vom Ende des „UEFA-Monopols“ ist.
Die UEFA hingegen hat sich zunächst zurückgehalten – eine Gegenklage könnte jedoch folgen, da die Auseinandersetzung weit über kartellrechtliche Fragen hinausgeht und die Grundstruktur des europäischen Fußballs betrifft. Deutsche Vereine könnten ebenfalls eine Rolle in der zukünftigen Ausrichtung des europäischen Fußballs spielen. Trotzdem sei gesagt: Die deutschen Vereine positionierten sich in der Vergangenheit klar gegen die Gründung einer Super League. Selbst wenn diese also kommt, heißt es nicht, dass beispielsweise der FC Bayern auch daran teilnehmen wird.
UEFA und FIFA nicht mehr unantastbar
Die Zukunft der European Super League bleibt ungewiss. Das Urteil hat jedoch deutlich gemacht, dass die bisherige Kontrolle der UEFA und FIFA über den europäischen Fußball nicht unanfechtbar ist. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Landschaft des europäischen Fußballs verändern wird und ob wirklich eine Neugestaltung stattfinden wird. Besonders bemerkenswert ist die Ankündigung, dass alle Spiele der Super League kostenlos über eine digitale Plattform gestreamt werden sollen, was die Beziehung zu den Fans verändern und verbessern könnte.
Wird eine Super League bald eine größere Rolle spielen können als die älteren Wettbewerbe im europäischen Fußball? Das wird sich zeigen. Stand jetzt ist das letzte Wort in diesem Streit aber noch nicht gefallen – und bis dahin sollten auch keine voreiligen Schlüsse gezogen werden. Denn wie heißt es so schön: Das Spiel ist erst vorbei, wenn der Schiedsrichter pfeift.
agr